Methoden für die aktive Auseinandersetzung mit Inhalten

Aktive Kurzpausen

Eine sehr einfache Methode, um das aktive Lernen Ihrer Studierenden in den Sitzungen, insbesondere bei Frontalvorlesungen, zu fördern, ist der Einsatz von aktiven Kurzpausen.

Wie Bachel & Thaman (2014) zeigen, reichen schon aktive Pausen (AP) von je 2 Minuten nach 12-15 Minuten Inhaltsdarbietung aus, damit Studierende mehr vom Unterrichtsstoff behalten.

In den aktiven Pausen tauschen sich die Studierenden ausschließlich untereinander zu den gerade behandelten Inhalten aus und klären so offene Fragen und ergänzen ihre Mitschriften.

Am Ende der Sitzung schreiben sie in 3 Minuten für sich allein die Kernpunkte der Sitzung auf, dadurch wird das gerade Gelernte reaktiviert und gefestigt.

Für eine 90-minütige Sitzung können Sie 11 Minuten für diese Art aktiver Pausen (AP) einplanen:

Zeitleiste, die eine 90minütige Vorlesung in Abschnitte unterteilt: nach jeweils 12-15 Minuten Darbietung von Inhalten werden 2 Minuten Aktive Pause gewährt, am Ende einmalig 3 Minuten.

Quelle

Bachhel, R. & Thaman, R. G. (2014). Effective use of pause procedure to enhance student engagement and learning. J Clin Diagn Res. 8(8): XM01-XM03. doi:10.7860/JCDR/2014/8260.4691

Autorin: Nathalie Pöpel; Stand: 14.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Pöpel, N. (2024). Aktive Kurzpausen. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Nachdenkpausen gewähren

Wenn Sie im Unterricht Fragen an das Plenum oder an einzelne Studierende richten, wie lange warten Sie im Schnitt auf Antworten? Es lohnt sich, diesen Aspekt bewusst in den Blick zu nehmen, da (Schul-)Lehrende nach einer Frage im Schnitt nur 1 Sekunde auf eine Antwort der Lernenden warten (Cotton, 1989). Lernende benötigen jedoch mehr Zeit zum Nachdenken nach einer gestellten Frage (Ulrich, 2020):

  • sie müssen die Frage zunächst verstehen
  • sie dann durchdenken
  • und – sofern sie eine Antwort haben – sich entscheiden, ob sie diese mitteilen wollen

Je anspruchsvoller eine Frage ist, umso mehr Zeit zum Nachdenken benötigen wir. Winteler & Forster (2007) empfehlen eine Wartezeit von bis zu 30 Sekunden bei komplexen Fragen.

Achten Sie in den kommenden Sitzungen darauf, wie lange Sie bei spontanen Fragen an Ihre Studierenden auf Antworten warten. Und wenn Sie Fragen gezielt vorbereiten: Planen Sie, je nach Komplexität der Frage, von vornherein großzügig Zeit für das Nachdenken darüber ein.

Quellen

Autorin: Nathalie Pöpel; Stand: 14.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Pöpel, N. (2024). Nachdenkpausen gewähren. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

ABC-Liste

Die ABC-Liste ist eine Methode zur Sammlung von Assoziationen, die auf Vera F. Birkenbihl zurückgeht (Methodik vorgestellt nach Krey, 2021).

Umsetzung

  • Die Studierenden erstellen/bekommen eine Liste mit 26 Zeilen, in die die Buchstaben von A bis Z eingetragen sind.
  • Diese Liste ergänzen die Studierenden dann in Einzelarbeit um Begriffe/Schlagwörter, die ihnen zum vorgegebenen Thema einfallen. Sie können dabei Zeilen überspringen und auch mehrere Begriffe/Schlagwörter zu einem Buchstaben notieren.
  • In einem nächsten Schritt vergleichen die Studierenden in Kleingruppen ihre Ergebnisse.

Einsetzen können Sie die ABC-Liste in Ihrer Lehre,

  • um Vorwissen Ihrer Studierenden zu aktivieren.
  • um bestimmte Inhalte zu wiederholen.

Beispiel

Worauf sich die Studierenden beim Ausfüllen der ABC-Liste fokussieren sollen, können Sie durch Ihren Arbeitsauftrag gezielt vorgeben:

  • Notieren Sie auf der ABC-Liste alle wichtigen Begriffe, die wir im Rahmen der heutigen Sitzung zum Thema „Zeitmanagement“ kennengelernt haben.

Die Studierenden könnten hier zum Buchstaben P z.B. die Schlagwörter Pomodoro-Technik und Pausen und zum Buchstaben W der Begriff „Wochenplan” ergänzen.

Nähere Informationen zur Methode finden Sie z.B. in der Methodenkartei der Uni Oldenburg.

Quelle

  • Krey, M. (2021). Aktivierende Methoden. Skript zum Online-Workshop, lizensiert als CC-BY-NC-SA 2021

Autorin: Johanna Fricke; Stand: 17.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Fricke, J. (2024). ABC-Liste. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Mindmap

KurzbeschreibungEine Sammlung relevanter Begriffe zum einem Thema durch die Teilnehmenden in ein Kategoriensystem einordnen lassen
Phase/ZweckElaboration eines Themenfeldes; Sammlung sowie hierarchische Ordnung und Abbildung von Teilaspekten eines Themas
Geförderte KompetenzenAnalysieren, Veranschaulichen, Teamarbeit, Diskurse führen
Aufwandmittel
VorbereitungBrainstorming zum Thema durchführen
Benötigte MaterialienGgf. Software für Mind Mapping (für Variante Beamerpräsentation)
Räuml. VoraussetzungenTafel, ggf. Farbstifte (analog) oder Interactive Whiteboard (digital) oder Beamerpräsentation (digital)
Dauerca. 5–15 Minuten
Teilnehmerzahl< 30
AblaufIn einem (analogen oder digitalen) Brainstorming werden im Plenum thematisch relevante Begriffe gesammelt. Anschließend bekommt jede/r Teilnehmer/in ein bestimmtes Teilthema übertragen, um diesem passende Begriffe zuzuordnen. Nach der Auswahl werden die Begriffe von den Studierenden weiter analysiert und hierarchisch in Unterkategorien eingeordnet. Auf diese Weise spezialisiert sich jede/r Teilnehmende und produziert einen geordneten Teil des Themas als Ast der Baumstruktur. Anschließend werden alle diese Ergebnisse im Plenum zu einer kompletten Mindmap zusammengefügt.
VariantenAb einer gewissen Anzahl von Studierenden (etwa > 12) bietet es sich an, die Teilthemen von Kleingruppen in Teamarbeit ordnen zu lassen. In diesem Fall wird die Analyse der Begriffe von Diskursen im Team begleitet.
AnmerkungenEine der Mind Map verwandte Darstellungsform eines begrifflichen Systems ist die Concept Map. Bei dieser Methode wird das im Brainstorming entstandene Wortfeld geordnet, indem die Begriffe durch beschriftete Pfeile auch untereinander in Beziehung gesetzt werden.
Abb. Rainer Jacob / Universität Osnabrück

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Mindmap. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Concept Map

KurzbeschreibungEine Sammlung relevanter Begriffe zum Thema in ihren Beziehungen zueinander kartografieren
Phase/ZweckElaboration eines Themenfeldes, Systematisierung und Visuallisierung komplexer Zusammenhänge
Geförderte KompetenzenAnalysieren, Veranschaulichen, Teamarbeit, Diskurse führen
Aufwandmittel
VorbereitungBrainstorming zum Thema durchführen
Benötigte MaterialienGgf. Software für Concept Mapping (für Beamerpräsentation)
Räuml. VoraussetzungenTafel, ggf. Farbstifte (analog) oder Interactive Whiteboard (digital) oder Beamerpräsentation (digital)
Dauerca. 10–20 Minuten
Teilnehmerzahl< 30
AblaufIn einem (analogen oder digitalen) Brainstorming werden im Plenum oder in Kleingruppen thematisch relevante Begriffe gesammelt. Anschließend wird in einer Plenumsdiskussion geklärt, welche Begriffe in die Concept Map aufgenommen werden und wie ihre Beziehungen zu anderen Elementen mit Richtungspfeilen und deren Beschriftungen dargestellt wird. In der Diskussion werden die Elemente und Beziehungen so lange gemeinsam reflektiert, bis Konsens über die grafische Darstellung des Systems herrscht.
VariantenEine mögliche Variante besteht darin, die Concept Map nicht gemeinsam im Rahmen einer Diskussion zu erarbeiten, sondern die Teilnehmenden in Gruppen einzuteilen, welche jeweils ihre eigenen Concept Maps zum Thema anfertigen. Diese werden später im Plenum präsentiert. Am Ende wird gemeinsam analysiert, welche der Concept Maps das Thema am besten repräsentiert und wie man diese unter Einbeziehung aller Concept Maps optimieren kann.
AnmerkungenEine der Concept Map verwandte Darstellungsform eines begrifflichen Systems ist die Mindmap. Bei dieser Methode wird das im Brainstorming entstandene Wortfeld geordnet, indem die Studierenden es in Ober- und Unterkategorien unterteilen, was je nach Teilnehmerzahl auch in Kleingruppen geschehen kann.

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Concept Map. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Quiz

Mit einem Quiz können Sie die Wiederholung von Inhalten durch die Studierenden anstoßen und/oder Wissensstände überprüfen. Dunlosky (2013) hat zeigen können, dass regelmäßig durchgeführte Tests der Wissensüberprüfung einen lernförderlichen Effekt entfalten und nachhaltiges Lernen unterstützen.

Einsetzen können Sie ein Quiz in unterschiedlichen Situationen und zu verschiedenen Zwecken:

  • um Wissen abzufragen, das sich die Studierenden bspw. in einer Hausaufgabe selbstständig erarbeiten sollten
  • um nach einer Inputphase die Aufmerksamkeit der Studierenden zu überprüfen oder sicherzustellen, dass der Input verstanden wurde

Vorbereitend zur Durchführung eines Quizzes müssen Sie

  • die Quizfragen formulieren.
  • ggf. ein digitales Tool (ein sog. Audience Response System, kurz: ARS) wählen, mit dem Sie das Quiz durchführen.

Vorteil eines digitalen Quizzes über Tools wie Cliqr ist, dass Sie auch in großen Lehrveranstaltungen problemlos alle Studierenden einbinden können.

Weitere Informationen zur Durchführung von Quizzes finden Sie auf unserer Seite Quiz per Audience-Response-System

Quelle

Dunlosky, J. (2013). Strengthening the student toolbox: Study strategies to boost learning. American Educator, 37, 3, 12–21. 

Autorin: Johanna Fricke; Stand: 17.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Fricke, J. (2024). Quiz. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Murmelgruppen

Die Methode Murmelgruppen bezeichnet einen kurzen Austausch unter Sitznachbar*innen, in Kleingruppen oder in online- Breakout-Sessions zu einem vorgegebenen Thema.

Die Dauer von Gesprächen in Murmelgruppen können Sie variabel gestalten, Sie sollten aber mind. 1 Minute zur Verfügung stellen.

Durch einen gezielten Arbeitsauftrag können Sie Murmelgruppen einsetzen, damit Ihre Studierenden sich aktiv mit neuen Inhalten auseinandersetzen:

  • Wiederholen/rekapitulieren Sie: Was waren wichtige Punkte?
  • Tauschen Sie sich aus: Was haben Sie verstanden? Welche Fragen haben Sie?
  • Diskutieren Sie: Was halten Sie von dem vorgestellten Modell?
CC BY 4.0 Johanna Fricke

Autorin: Johanna Fricke; Stand: 17.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Fricke, J. (2024). Murmelgruppen. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Think-Pair-Share

Mit der Methode Think-Pair-Share wird eine vorgegebene Aufgabe schrittweise bearbeitet:

  1. In der Think-Phase setzen sich die Studierenden in Einzelarbeit mit dem Arbeitsauftrag auseinander und notieren sich ihre Überlegungen.
  2. In der Pair-Phase tauschen sich die Studierenden mit ihrer*m Sitznachbar*in (alternativ in Kleingruppen/Breakout-Sessions) über die Ergebnisse aus der „Think“-Phase aus.
  3. In der Share-Phase werden die Lösungsansätze im Plenum besprochen/diskutiert.

Aufgaben, die eine aktive Auseinandersetzung fördern und mit der Methode Think-Pair-Share bearbeitet werden können, sind bspw.:

  • Berechnen Sie …/Üben Sie …
  • Analysieren Sie das vorliegende Textbeispiel im Hinblick auf …
  • Beziehen Sie Stellung zu folgender Aussage …

Weitere Informationen zur Methode finden Sie in der Methodenkartei der Uni Oldenburg.

CC BY 4.0 Johanna Fricke

Autorin: Johanna Fricke; Stand: 17.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Fricke, J. (2024). Think-Pair-Share. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Marktplatz

Variante 1

Mit der Methode „Marktplatz“ können Sie einen spontanen Austausch zwischen Studierenden zu einem vorgegebenen Thema oder einer Fragestellung anregen. Die Studierenden bewegen sich dabei wie auf einem Marktplatz frei durch den Raum. Bei einem Signal diskutieren sie dann paarweise vorgegebene Fragen wie bspw.:

  • Was waren für Sie persönlich die drei wichtigsten Erkenntnisse aus dem Input?
  • Wie stehen Sie zur vorgestellten Meinung?

Der besondere Mehrwert dieser Methode besteht darin, dass die Studierenden körperlich aktiv werden, wodurch die Kognition gefördert wird (Ulrich, 2020).

Quelle

Ulrich, I. (2020). Gute Lehre in der Hochschule. Wiesbaden: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31070-7_7

Autorin: Johanna Fricke; Stand: 17.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Fricke, J. (2024). Marktplatz (Variante 1). Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Variante 2

KurzbeschreibungZu einem zentralen Thema wird gruppenweise eine Ausstellung erarbeitet und präsentiert, indem wichtige Aspekte des Themas auf Marktständen veranschaulicht werden.
Phase/ZweckAbschließende Präsentation eines Themenfeldes, Verteilung von Expertenwissen in die Breite
Geförderte KompetenzenRecherchieren, selbstständiges Arbeiten, Kreativität, Teamarbeit, Diskurse führen, Informationen visualisieren
Aufwandhoch
VorbereitungAnalyse-, Ausarbeitungs- und Organisationsprozesse in Gruppen
Benötigte MaterialienGeeignete Materialien (Bücher, Plakate, Pinnwände, Beispiel-Objekte) zur Präsentation von Inhalten auf den Marktständen
Räuml. VoraussetzungenFrei positionierbare Tische und Stühle, Tafel, ggf. Farbstifte (analog), Interactive Whiteboard (digital) oder Beamerpräsentation (digital)
Dauerca. 20–40 Minuten
Teilnehmerzahl< 30
AblaufWährend der vorausgehenden Erarbeitungsphase definieren die Gruppen ihr Teilthema und besorgen sich geeignete Informationen und Materialien zur Präsentation. Diese werden jeweils ansprechend aufbereitet und auf den Marktständen anschaulich dargeboten. Wenn die Gruppen mit ihren Ständen fertig sind, besichtigen alle Studierenden alle Marktstände und besprechen sie. Dafür sollte jede Gruppe abwechselnd eine Ansprechperson am Marktstand bereitstellen, die jeweils auf die Fragen und Anregungen der Marktbesucherinnen und Marktbesucher eingeht.
VariantenEine mögliche Variante besteht darin, die Marktstände nicht in Präsenz im Raum aufzubauen, sondern sie in einer digitalen Lernumgebung (z.B. LMS) zu präsentieren. Dies erfordert in der Phase der Aufbereitung von Ergebnissen zum Teil andere Kompetenzen auf Seiten der Studierenden als in der analogen Präsenz-Variante.
AnmerkungenAls Lehrperson sollte man sich überlegen, ob es zielführend ist, die Präsentationen der Gruppen als Wettbewerb anzulegen oder nicht. Als Lehrperson sollte man die Gruppen darauf hinweisen, dass sie gegenüber Marktbesucherinnen und Marktbesuchern nicht nur das wiederholen sollten, was bereits der Präsentation zu entnehmen ist, sondern im Gespräch mit interessierten Gästen eher zusätzliche Aspekte thematisieren sollten.

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Marktplatz (Variante 2). Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Fishbowl

KurzbeschreibungEin kleiner Teil der Studierendengruppe bildet einen Innenkreis und diskutiert über ein Thema. Die anderen Studierenden bilden den Außenkreis und beobachten die Diskussion.
Phase/ZweckExploration, Analyse und Vertiefung eines Themas. Dient dem Verständnis und der Meinungsbildung.
Geförderte KompetenzenDiskutieren, Argumentieren, Zuhören und Beobachten, sich in eine Diskussion einschalten, Rollenwechsel, eigenes und fremdes Diskussionsverhalten reflektieren
Aufwandmittel
VorbereitungThema/Frage für die Diskussion festlegen; eventuell bestimmte Rollen und Zielvorstellungen festlegen; ggf. Beobachtungsaufträge für die passiven Teilnehmenden verteilen
Benötigte Materialienkeine
Räuml. Voraussetzungenverschiebbare Tische und Stühle
Dauerca. 10–20 Minuten
Teilnehmerzahl15–40
AblaufIn der Mitte des Raumes wird ein Stuhlkreis für einen Teil der Studierenden (ca. 4–6 Personen) gebildet. Einige Freiwillige besetzen die Stühle und beginnen über ein Thema zu diskutieren, das von der Lehrperson vorgegeben wird. Eventuell werden auch Zielvorstellungen mitgeteilt oder Beobachtungsaufträge vergeben. Während der Diskussion machen die beobachtenden Studierenden sich Notizen zu relevanten Aspekten der Diskussion. Die Rollenverteilung kann gewechselt werden. Am Ende werden die inhaltlichen Ergebnisse der Diskussion zusammengefasst und die notierten Beobachtungen ausgewertet.
VariantenOffene Fishbowl: Ein Stuhl im Innenkreis bleibt frei und wird im Verlauf der Diskussion nacheinander von einzelnen Studierenden besetzt, die eine Zeit lang mitdiskutieren.Mit Rollenwechsel: Nach einer festgelegten Zeit wechseln sich Diskutierende und Beobachtende ab.Mit Aufträgen: Die beobachtenden Studierenden wählen nicht selbst, was ihnen in der Diskussion auffällt, sondern bekommen im Vorfeld Beobachtungsaufträge, z.B. bestimmte Aspekte des Themas.
Anmerkungen
Abb. Rainer Jacob / Universität Osnabrück

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Fishbowl. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Rollenspiel

KurzbeschreibungEin relevantes Thema wird – ausgehend von einer bestimmten Situation – spielerisch dargestellt, wobei bestimmte Teilnehmende aktive Rollen übernehmen, deren Handlungsleitlinien sie im Vorfeld verstanden haben. Die Teilnehmenden, die keine aktive Rolle übernommen haben, beobachten und analysieren das Geschehen hinsichtlich bestimmter Aspekte und machen sich Notizen.
Phase/ZweckExploration, Analyse und Vertiefung von Einstellungen oder sozialen Mechanismen. Dient dem anschaulichen Verständnis wichtiger Aspekte interaktiver Prozesse (z.B. Kooperation, Kommunikation, Empathie, usw.)
Geförderte KompetenzenPräsentieren, Kreativität, Diskurse führen, Analysieren
Aufwandmittel
VorbereitungFestlegung von Inhalten, Rollen und Zielvorstellungen; Erklärung der Rollen für die aktiven Teilnehmenden; eventuell Beobachtungsaufträge für die passiven Teilnehmenden
Benötigte Materialienhängt vom Thema ab
Räuml. VoraussetzungenAufteilung des Raums in einen Präsentationsbereich (Bühne) und einen Beobachterbereich (Zuschauerraum)
Dauerca. 10–20 Minuten
Teilnehmerzahl< 30
AblaufDie aktiven Teilnehmenden bekommen ein Papier mit der Beschreibung ihrer jeweiligen Rolle und deren Handlungsleitlinien. Anschließend bekommen sie etwas Zeit, um sich vorzubereiten. Dann spielen die Studierenden ihre Rollen, wobei sie spontan kooperieren müssen, denn sie wissen i.d.R. nicht, was die anderen Rollen sagen und tun werden. Die passiven Teilnehmenden beobachten und analysieren das Geschehen und machen sich Notizen, die zum Thema oder zur Fragestellung passen. Am Ende bekommen die Beobachter die Gelegenheit, Feedback zu geben und ihre Analysen mitzuteilen.
VariantenEine empfehlenswerte Variante besteht darin, die beobachtenden Studierenden nicht selbst wählen zu lassen, was ihnen auffällt, sondern ihnen im Vorfeld unterschiedliche Beobachtungsaufträge zu geben: Z.B. beobachten bestimmte Zuschauerinnen und Zuschauer bestimmte Rollen, oder die verschiedenen Beobachter sollen sich jeweils auf ganz bestimmte Aspekte konzentrieren.
AnmerkungenEs sollte niemand gedrängt werden, eine aktive Rolle zu übernehmen, denn nicht jeder fühlt sich im Rampenlicht wohl.

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Rollenspiel. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Gruppenpuzzle

Um die Methode Gruppenpuzzle durchführen, gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Vorbereitung: Sie teilen Ihre Studierenden in verschiedene Kleingruppen ein und weisen ihnen z. B. Sekundärtexte vergleichbarer Länge zu.
  • Einzelarbeit: Die Studierenden lesen ‚ihren‘ Sekundärtext und werten ihn z. B. anhand vorgegebener Fragen aus.
  • Expertengruppe: Die Vertreter*innen der Gruppen mit demselben Sekundärtext finden sich zusammen und diskutieren ihre Überlegungen aus der Einzelarbeitsphase. Wesentliche Ergebnisse halten Sie schirfltich fest, z.B. in einem Etherpad oder auf einem Plakat.
  • Gruppenpuzzle: Es treffen sich Vertreter*innen der verschiedenen Expertengruppen und präsentieren sich gegenseitig ihre Arbeitsergebnisse. Die jeweiligen Ausarbeitungen dienen ihnen dabei als Grundlage.
  • Sicherung: Die entstandenen Arbeitsergebnisse werden z.B. im Stud.IP Dateibereich gesichert und stehen den Studierenden damit zum Download zur Verfügung.

Quelle

  • Fricke, J. & Thoma, A.: Ein Masterseminar in zwei Lernumgebungen. Zu Potenzialen digitaler Tools für die Digital- und die Präsenzlehre. In: Bechtel, Dittmann & Fricke (Hrsg.): Fremdsprachliche Lehrer*innenbildung digital? (im Erscheinen)

Autorin: Johanna Fricke; Stand: 17.06.2024; Lizenz: CC BY 4.0
Zitiervorschlag: Fricke, J. (2024). Gruppenpuzzle. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Problembasiertes Lernen

KurzbeschreibungSelbstständiges, problemorientiertes Lernen in Kleingruppen an einem konkreten Fall
Phase/ZweckExploration, Analyse und Elaboration eines realen Problems. Förderung von Eigeninitiative und lösungsorientiertem Denken
Geförderte KompetenzenRecherchieren, selbstständiges Arbeiten, Analysieren, Kreativität, Teamarbeit, Diskurse führen, Präsentieren
Aufwandhoch
VorbereitungRecherche zum Thema; eine konkrete reale Problemstellung muss vorgedacht und mit geeigneten Materialien in mehreren aufeinander aufbauenden Übungsschritten für die Studierenden vorbereitet werden
Benötigte MaterialienAnschauliche Bild- und AV-Materialien zum Thema; ggf. Instruktionszettel oder andere Arbeitsmittel für die Gruppenarbeit
Räuml. VoraussetzungenMehrere Tisch-Inseln mit Stühlen für GruppenphasenTafel, ggf. Farbstifte (analog) oder Interactive Whiteboard (digital) oder Beamerpräsentation (digital) für Plenumsphasen
Dauerca. 20–45 Minuten
Teilnehmerzahl< 30 in mehreren Kleingruppen
AblaufDen Studierenden wird durch eine anschauliche thematische Einführung ein Einblick in die Problemstellung gegeben. Anschließend werden sie in Kleingruppen aufgeteilt und Arbeitsaufträge an jede Gruppe vergeben. Mit geeigneten Analyseverfahren sollen die Gruppen jeweils zu Diagnosen des Problems oder des ihnen übertragenen Aspekts gelangen. Im nächsten Schritt sollen Lösungsvorschläge erarbeitet und dokumentiert werden. In einem dritten Schritt werden Verfahren zur Umsetzung der Lösung erarbeitet und die Zielvorstellung dokumentiert. Die Studierenden aller Gruppen können beratende Hilfe der Lehrperson in Anspruch nehmen. Am Ende präsentiert jede Gruppe die von Ihnen erarbeiteten Ideen und Pläne im Plenum.
VariantenEine mögliche Variante besteht darin, dass die Gruppen nicht verschiedene Aspekte des Problems bearbeiten, sondern jeweils alternative Lösungswege für dasselbe Problem. Auf diese Weise wird sichtbar, dass es womöglich verschiedene Lösungen für ein Problem gibt und was die Konsequenzen von besseren und schlechteren Entscheidungen sein können – z.B. wenn ein naheliegender, aber falscher Lösungsansatz gewählt wird. Hier liegt Lernpotenzial im Misserfolg.
Eine andere Variante besteht darin, die Methode als digitale Selbstlernübung mit einer Software, die geeignete Lernmodule zum problembasierten Lernen zur Verfügung stellt, durchzuführen.
Anmerkungen
Abb. Rainer Jacob / Universität Osnabrück

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Problembasiertes Lernen. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].

Peer Instruction

Diese didaktische Methodik geht auf den US-Physiker Eric Mazur zurück. Dessen Beobachtung war, dass Studierende in der Einführungsvorlesung zwar lernen, Formeln richtig anzuwenden, aber nicht die dahinter liegenden Konzepte und Zusammenhänge. Wenn die Klausur aber auch nur die Fähigkeit abprüft, Formeln anzuwenden, und wenn die Vorlesung im Wesentlichen aus Lehrvorträgen besteht, bemerkt man das nicht und kann fehlerhafte Vorstellungen der Studierenden nicht korrigieren.

Mazur entwickelte daraufhin folgendes Vorgehen:

  • Vor einem Vorlesungstermin bereiten die Studierenden sich unter Verwendung bereitgestellter Lehrmaterialien eigenverantwortlich auf das jeweilige Thema vor.

  • Außerdem beantworten sie im Vorfeld online einige Fragen zum Thema, so dass die Lehrperson, abhängig von den Ergebnissen, in der Vorlesung ggf. noch einzelne Aspekte hervorheben, intensiver behandeln kann usw.

  • Zu Beginn des Vorlesungstermins dann wird das Thema noch einmal in Form einer »Mini-Vorlesung« zusammenfassend dargestellt, ggf. unter Verwendung von Experimenten oder Demonstrationen.
  • Den Kern der Methode bilden sogenannte ConcepTests, also Multiple-Choice-Fragen, mit denen das konzeptuelle Verständnis zu Schlüsselbegriffen geprüft wird (die man also auch nicht durch das Anwenden von Formeln beantworten kann). Nach einer kurzen Zeit zum Nachdenken beantworten die Studierenden jede Frage zunächst individuell, z. B. mittels digitaler Abstimmungssysteme (Audience-Response-Systeme, »Clicker«), so dass das Abstimmungsergebnis für alle sichtbar wird. Anschließend sollen die Studierenden ihren Sitznachbarn von der Richtigkeit der eigenen Antwort überzeugen. Nach dieser Diskussionsphase geben die Studierenden erneut ihre, ggf. revidierte, Antwort bekannt. Je nachdem, wie viele Studierende hier die richtige Antwort abgegeben haben, wird das Konzept entweder noch einmal etwas ausführlicher erläutert oder nur noch einmal kurz zusammengefasst oder gar nicht mehr weiter besprochen.

Das Anwenden und Rechnen von Formeln wird vollständig in begleitende Tutorien ausgelagert.

Die Hauptvorteile von Peer Instruction bestehen darin, dass es in interaktiver Form unter den Studierenden zu einer Auseinandersetzung mit den Konzepten des jeweiligen Faches kommt und die Lehrperson dadurch auch Einblicke in die Lernprozesse der Studierenden erhält.

Literatur

  • Mazur, E. (2014). Peer Instruction: A User’s Manual. Essex: Pearson.
  • Mazur, E. (2017). Peer Instruction: Interaktive Lehre praktisch umgesetzt. Berlin: Springer Spektrum.

Impressionen aus Eric Mazurs Vorlesung:

Autor: Frank Ollermann; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Ollermann, F. (2024). Peer Instruction. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück. [Weblink].