Sitzungseinstiege gestalten

Bei Sitzungseinstiegen geht es neben Informationen zur Orientierung über die Sitzung insbesondere darum, Vorkenntnisse zu aktivieren und das Interesse am und die Aufmerksamkeit für das Thema interaktiv zu fördern.

Ausgewählte Tipps zu Beginn

In einem ersten Schritt können Sie den Studierenden die Gelegenheit geben, alles aufzuschreiben, was sie beschäftigt, und das Papier (symbolisch) für später wegzulegen. Auf diese Weise wird das Arbeitsgedächtnis der Lernenden entleert.

Um die Aufmerksamkeit zu erregen, können Sie spannende und aktivierende Schätzfragen verwenden wie z. B. „Was glauben Sie, von bis zu wie vielen Nutzer*innen gleichzeitig BBB Ende des SoSe 2021 an der UOS verwendet wurde?“

Aufmerksamkeit ist besonders dann auf Ihrer Seite, wenn es Ihnen gelingt, dass die Studierenden persönliche Bezüge zum Thema herstellen, angeregt etwa durch Fragen wie:

  • Was von dem eben Gehörten widerspricht Ihrem Vorwissen oder Ihrer Erfahrung?
  • Wo sehen Sie Berührungspunkte von Theorie Y zu Ihrem Alltag?
  • Welche zwei Beispiele aus Ihrem Leben illustrieren Phänomen A, Theorie B etc.?
  • Was möchten Sie zum Thema X persönlich erfahren? Was zu Prüfungszwecken?

Methoden für die Umsetzung

Sechs Richtige

Die Methode Sechs Richtige ermöglicht es Ihnen,

A. an das Vorwissen der Lernenden anzuknüpfen,

B. einen Einblick in ihren Kenntnisstand zu gewähren,

C. Lernende beim Zuhören zu aktivieren.

Bevor Sie mit einem Input beginnen, lassen Sie die Lernenden individuell oder in Zweiergruppen vermuten, welche sechs Begriffe oder Inhalte im Laufe des Inputs fallen könnten (A). Die Vermutungen können sowohl vorab besprochen als auch bloß sichtbar festgehalten werden (B). Im Rahmen einer Videokonferenz könnte die Auflistung von allen Lernenden zeitgleich im Chatfenster gepostet werden.

Bevor Sie mit einem Input beginnen, lassen Sie die Lernenden individuell oder in Zweiergruppen vermuten, welche sechs Begriffe oder Inhalte im Laufe des Inputs fallen könnten (A). Die Vermutungen können sowohl vorab besprochen als auch bloß sichtbar festgehalten werden (B). Im Rahmen einer Videokonferenz könnte die Auflistung von allen Lernenden zeitgleich im Chatfenster gepostet werden.

Während Ihres Inputs streichen die Lernenden die gefallenen Begriffe oder Inhalte von ihrer Liste (C). Sobald ein*e Lernende*r alle sechs Begriffe wahrgenommen hat, meldet sich diejenige Person nach dem BINGO-Prinzip in verabredeter Weise.

Quelle: Orbium Seminare. Munterrichtsmethode: 61 – 6 Richtige. URL: https://vt.uni-osnabrueck.de/ahflz (Stand 20.07.22)

Freewriting

Um die Vorkenntnisse der Lernenden im Rahmen eines Sitzungseinstiegs zu aktivieren, können Sie diese variantenreiche Kreativitätsmethode aus der Schreibdidaktik anwenden.

Durchführung

  • alles auf ein Blatt Papier aufschreiben, was in den Sinn kommt
  • unzensiert, schnell, ohne Unterbrechungen schreiben
  • in ganzen Sätzen schreiben
  • nicht zurückblicken, nicht durchstreichen, Geschriebenes nicht bewerten

Quellen

Mögliche Einsatzszenarien:

  • als Einstieg in ein Thema
  • Vorbereitung des Abschlusses einer LV
  • zum Erinnern an ein Thema
  • zum Erinnern an die Inhalte eines gelesenen Textes
  • beim Schreiben von Hausarbeiten
  • in der Themafindung
  • zum Wiedereinstieg
  • bei Schreibblockaden
  • beim Beginnen eines neuen Kapitels
  • zum Identifizieren der wichtigsten Kerngedanken etc.

Strukturierter Recap

Um die Vorkenntnisse der Lernenden etwa im Rahmen eines Sitzungseinstiegs zu aktivieren, können Sie einen strukturierten Recap zu Beginn einer Sitzung durchführen.

Recaps kommen aus dem filmischen Kontext (Kolkmann, o.J.) und werden für gewöhnlich am Anfang einer neuen Serienfolge gezeigt, um die Zuschauer*innen zur Vorbereitung auf die neue Folge inhaltlich abzuholen.

Auf die Lehre übertragen könnten Sie die Lernenden bitten, über etwa folgende Aspekte ca. 10 Minuten lang nachzudenken und die Antworten etwa im Chatfenster festzuhalten:

  • 1 wichtige Erkenntnis
  • Wie lässt sich die Erkenntnis/letzte Sitzung in die gesamte LV einordnen?
  • 1 offene Frage

Als fester Bestandteil jeder Sitzung kann die Methode auch dafür sorgen, lernförderliche Routinen zu schaffen (Dunlosky, 2013).

Quellen

  • Dunlosky, J. (2013). Strengthening the student toolbox: Study strategies to boost learning. American Educator, 37, 3, 12–21.
  • Kolkmann, T. (o.J.). Recap – was bedeutet das bei Filmen und Serien? URL: https://vt.uni-osnabrueck.de/1vaqg (Stand 20.07.22)

Brainstorming

Kurzbeschreibung
Im Plenum spontan und ungefiltert Begriffe zu einem Thema sammeln
Phase/ZweckEinstieg in ein neues Thema oder in die Lösung eines vorgegebenen Problems
Geförderte KompetenzenIntrospektion, freies Assoziieren, sich einbringen, Kreativität
Aufwandgering
Vorbereitungkeine
Benötigte MaterialienTafel, Flipchart oder Interactive Whiteboard
Räuml. Voraussetzungenkeine
Dauerwenige Minuten
Teilnehmerzahlbeliebig
AblaufAuf der Tafel oder einer anderen zentralen Sichtfläche wird in der Mitte das neue Thema notiert und (z.B. durch Umkreisung) hervorgehoben. Anschließend sollen die Studierenden alle Begriffe und Ideen nennen, die ihnen spontan einfallen. Diese werden an der Tafel um das Thema herum notiert. Dabei kann es erwünscht sein, dass die Studierenden sich mit ihren Beiträgen gegenseitig beeinflussen und inspirieren. Nach einigen Minuten wird die Sammelphase beendet, und die Lehrperson lenkt die Aufmerksamkeit auf die Gesamtheit des entstandenen Tafelbildes.
VariantenWozu genau die Sammlung von Begriffen dient und wie weiter mit ihr verfahren wird, hängt vom inhaltlichen Kontext ab. In vielen Fällen wird das soweit noch unstrukturierte Feld von Begriffen, welches durch das Brainstorming entstanden ist, im Anschluss in verschiedene relevante Kategorien eingeordnet, z.B. in eine Tabelle mit entsprechenden Kategorien-Überschriften. Dadurch entwickelt sich die Sammlung weiter in Richtung eines Begriffssystems.
Die Methode Brainstorming ähnelt in ihrem Zweck und ihrer Durchführung der meist digitalen Methode Word Cloud. Das Ergebnis ist in beiden Fällen eine Sammlung thematisch relevanter Begriffe, die anschließend z.B. noch in eine Mindmap überführt werden können.
AnmerkungenEs kann im Verlauf des Brainstormings sinnvoll sein, dass die Lehrperson punktuell die Denkrichtung der Studierenden beeinflusst, wenn die Begriffssammlung sonst zu eng geraten würde oder sich zu stark in eine einzelne Richtung entwickelt, während andere Bereiche des Themas nicht gesehen werden. In jedem Fall sollte während des Sammelns noch keine Bewertung der Begriffe vorgenommen werden, um die Kreativität nicht einzuschränken.

Autor: Rainer Jacob; Stand: 27.06.2024.
Zitiervorschlag: Jacob, R. (2024). Brainstorming. Infoportal Lehre. Universität Osnabrück.