Den Roten Faden entwickeln: Vom Lernziel zum Lehrplan

Sie haben vermutlich schon mal vom Shift from teaching to learning gehört. Dabei geht es um eine Abkehr von älteren Lehrmodellen, bei denen Stoff von Expert*innen an Studierende vermittelt wurde hin zu neuen Lehr-Lern-Modellen, die das aktive Lernen in den Mittelpunkt stellen und Lernumgebungen mit vielfältigen Lernaktivitäten favorisieren.

Die Lehrendenrolle verändert sich dadurch: Neben der Vermittlung von Stoff in Vorträgen gilt es mittlerweile auch, Lernaktivitäten für verschiedene Lernniveaus und Lernkontexte anzubieten.

Hier ist es wichtig, dass Lernaktivitäten immer dem Lehr-Lernziel dienen müssen und nicht in Aktionismus münden (Weidenmann, 2001 & 2011).

Die Lernaktivitäten sollen helfen, den Stoff durch aktive Auseinandersetzung nachhaltiger zu lernen und durch Anwendung des Erlernten auf neue Kontexte mehr Handlungskompetenz zu entwickeln. Dazu ist es im Sinne des Constructive Alignments (Biggs, 1996) wichtig, dass auch die Prüfungsmethoden auf die eingesetzten Lehrmethoden und Lernziele abgestimmt sind und z.B. nicht theoretisches Wissen in Multiple Choice Klausuren abgefragt wird, wenn im Kurs mithilfe von Fallbesprechungen komplexere Lernziel angestrebt wurden.

Didaktische Planungsschritte

Bei der Erstellung Ihres didaktischen Plans für Ihre Lehrveranstaltung können Sie sich an folgenden Schritten orientieren (angelehnt an Ulrich, 2020, S. 43):

  1. Sie betrachten die Rahmenbedingungen:
  2. Sie formulieren Ihre Lehr-Lernziele vor dem Hintergrund Ihrer Rahmenbedingungen
    • Sie verwenden dabei aktive Verben und formulieren Ziele, die gemessen/abgeprüft werden können
    • Schauen Sie für konkrete Formulierungsbeispiele und Informationen zu Kompetenzniveaus auf unsere Seite zu Lernzielen
  3. Sie wählen die Inhalte auf Basis der Lehrziele aus
  4. Sie wählen die Lehrmethoden und dazu passende analoge und digitale Tools aus
    • Sie achten darauf, dass die Lernaktivitäten für die Erreichung des Lernziels geeignet sind und das Lernen durch Verknüpfung mit Vorwissen, Elaboration und Vertiefung fördern
    • Eventuell müssen diese für verschiedene Lernlevel angepasst werden
    • Beispiele finden Sie auf unserer Seite zu Methoden zur Aktivierung
  5. Sie wählen passende Prüfungsmethoden aus
    • Achten Sie unbedingt auf die Modul-Prüfungsvorgaben und Prüfungsordnungen
    • Achten sie darauf, dass die Prüfungsmethoden zu den eingesetzten Lehrmethoden passen und die Erreichung der Lehrziele messen
    • Eventuell müssen diese für verschiedene Lernlevel angepasst werden
    • Weiter Informationen finden sie auf unseren Seiten zur Prüfungsgestaltung
  6. Erstellen Sie nun Ihren Lehrveranstaltungsplan für das Semester
  7. Planen Sie dann die Einzelstunden
    • Zur Unterstützung Ihrer Einzelstundengestaltung stellen wir Ihnen hier einen Planungsbogen mit Vorbereitungs- und Reflexionsfragen als Download zur Verfügung, den Sie für Ihre Zwecke frei anpassen können:

Passung: Lehrziele – Lehrmethoden – Prüfungsmethoden – Medien

Damit Sie passenden Lehr- und Prüfungsmethoden für Ihre anvisierten Lehrziele auswählen, hier einige Beispiele zur Orientierung (vgl. Ulrich, 2020, S. 49ff):

Lehrziel-Level*LehrmethodenPrüfungsmethoden
Erinnern/BeschreibenVortrag, Erklärvideo, StationenlernenMultiple/Single Choice Test
VerstehenThink Pair Share; GruppenpuzzleKurzzusammenfassung als Text, Referate
AnwendenAnwendungsaufgaben, Rollenspiel,
Simulation
Hausarbeit, Fallarbeit, Tests
mit freien Aufgaben
AnalysierenForschendes Lernen, POL,
Experimente, Datenanalysen,
Materialanalysen
Schriftliche Fallanalyse; Experimenteller
Bericht, Literaturarbeit
EvaluierenKritische Analyseaufgaben,
Reflexionsaufgaben
Usability Test Ausarbeitung,
(E)Portfolio
KreierenProjektarbeit, Auftragsarbeit,
Kopfstandmethode
Prototyp bauen, neues
Versuchsparadigma generieren,
Evidenzbasierte Leitlinien für
Praxiskontext formulieren
* Kompetenzniveaus nach Anderson & Kratwohl (2001)

Framework zum Einsatz von digitalen Medien in der Hochschullehre

Talmann & Schilow (2020) haben die Auswahl passender digitaler Tools und Medien in Abhängigkeit von den didaktischen Schwerpunkten und Lehrformaten in ihrem Orientierungsbeispiel in den Fokus genommen:

Abb.: CC BY Talman & Schilow (2020). Framework zum Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre (S. 196)


Quellen

  • Anderson, L.W., & Krathwohl (Eds.). (2001). A Taxonomy for Learning, Teaching, and Assessing: A Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives. New York: Longman.
  • Biggs, J. (1996). Enhancing teaching through constructive alignment. Higher Education, 32, 3 , 347-364.
  • Talman, T. & Schilow , L. (2020). Framework zum Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 15, 4, 189-202.
  • Ulrich, I. (2020). Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. [Kap. 4: Lehre planen] Berlin: Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978 3 658 31070 7.
  • Weidemann, B. (2001). Erfolgreiche Kurse und Seminare. Beltz.
  • Weidemann, B. (2011). Update für Trainer. Bonn: managerSeminare Verlag GmbH.